Commerzbank Rohstoffradar

Informationen über aktuelle Preisschwankungen der wichtigsten Rohstoffe sowie Insights unseres Research Teams zu einem Rohstoff, der aktuell im Fokus steht.

Radar im Überblick

Das Rohstoffradar misst die Volatilität ausgewählter Rohstoffpreise und ist damit ein Indikator für die Schwankungsbreite einzelner Rohstoffe.

Der Commerzbank Rohstoffradar

Informieren Sie sich in unserem Newsletter über die Volatilitäten der wichtigsten Rohstoffe. Zudem erhalten Sie mit jeder Ausgabe fundierte Details zu einem Rohstoff, der aktuell im Fokus steht.

Fokusrohstoff Gold
, Hohe Unsicherheiten treiben Goldpreis-Rallye

Der Goldpreis setzt seinen Höhenflug fort. Nachdem sich das Edelmetall im vergangenen Jahr um 27 Prozent verteuerte – so stark wie zuletzt vor 14 Jahren –, schloss es das erste Quartal 2025 mit einem Plus von 19 Prozent ab. Das entspricht dem stärksten Quartalsanstieg seit mehr als 38 Jahren. Mitte März überwand der Goldpreis erstmals die Marke von 3.000 USD je Feinunze, Ende März 3.100 USD und nach einem kurzen Rücksetzer Anfang April zuletzt auch 3.200 USD. Seit dem ersten Überschreiten der Marke von 2.000 USD im August 2020 sind nicht einmal fünf Jahre vergangen. Der Sprung von 1.000 USD im März 2008 auf 2.000 USD hatte immerhin noch mehr als 12 Jahre gedauert.

Auftrieb erhält der Goldpreis durch die hohe Unsicherheit, die von der Unberechenbarkeit des US-Präsident Donald Trump ausgeht. Dies gilt für seine erratischen Entscheidungen in der Zollpolitik, in der Innenpolitik mit dem Vorgehen gegen verschiedene Behörden und auch für die Außen- und Sicherheitspolitik. So wundert es nicht, dass sich Gold als sicherer Hafen einer starken Nachfrage erfreut. Zu erkennen ist das an kräftigen Zuflüssen in die Gold-ETFs: Daten des World Gold Council zufolge beliefen sie sich in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres auf netto 226 Tonnen – der stärkste Anstieg der Gold-ETF-Bestände innerhalb eines Quartals seit drei Jahren. Gleichzeitig kam es im ersten Quartal wegen der Sorge um US-Importzölle zu einer zeitweise deutlichen Ausweitung der Preisdifferenz zwischen dem Gold-Terminkontrakt an der US-Rohstoffterminbörse Comex und dem Kassapreis in London. Die Folge: ein massiver Anstieg der Goldbestände an der Comex, während das verfügbare Gold in London allmählich knapp wurde, was zu längeren Auslieferungszeiten und einem Anstieg der Leihesätze führte.

Goldpreis in USD je Feinunze

Als Folge der bereits in Kraft getretenen US-Importzölle sind die Inflationserwartungen der US-Verbraucher kräftig gestiegen. Zudem berichteten die Einkaufsmanager der US-Unternehmen von stark steigenden Preisen für Vorprodukte. Auch die angekündigte Entlassungswelle bei Bundesangestellten durch die von Trump-Berater Elon Musk geführte Abteilung für Regierungseffizienz (DOGE) verunsicherte zusätzlich. Die Stimmung sowohl bei den US-Unternehmen als auch bei den US-Verbrauchern trübte sich weiter ein. Eine US-Rezession ist deutlich wahrscheinlicher geworden. Die US-Notenbank Fed steht damit vor einem Dilemma. Die sich eintrübenden Konjunkturerwartungen würden für weitere Zinssenkungen sprechen, die zunehmenden Inflationsrisiken für eine Beibehaltung des Leitzinsniveaus. Wegen der Rezessionssorgen erwarten die Marktteilnehmer bereits wieder mehr Fed-Zinssenkungen, woraufhin die US-Anleiherenditen zwischenzeitlich deutlich gefallen waren. Dies führte zusammen mit den gestiegenen Inflationserwartungen zu einem Rückgang der Realzinsen, was Gold zusätzlich beflügelte.

Wir erachten den Goldpreis aufgrund der weiterhin hohen Unsicherheit und der Aussicht auf weitere Fed-Zinssenkungen als gut unterstützt und erwarten zum Jahresende einen Goldpreis von 3.000 USD je Feinunze. Wir sehen somit kein größeres Aufwärtspotenzial mehr. Denn wir rechnen mit weniger Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr als der Markt das momentan einpreist. Zudem hinterlässt das rekordhohe Goldpreisniveau bereits sichtbare Bremsspuren bei der physischen Goldnachfrage in Asien. So kamen die Goldlieferungen der Schweiz nach China und Indien im Januar und Februar nahezu zum Erliegen. Das deutet auf eine sehr schwache Goldnachfrage in diesen beiden Ländern hin, die zusammen mehr als die Hälfte der privaten Goldnachfrage stellen. Das Risiko liegt darin, dass der Goldpreis zumindest kurzfristig weiter steigt, weil noch mehr ETF-Anleger und möglicherweise auch spekulative Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen. Sollte die Fed trotz der gestiegenen Inflationsrisiken die Zinsen doch stärker senken, würde der Goldpreis weiter zulegen.

Quelle: Commerzbank Research 11.04.2025