Commerzbank Rohstoffradar

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Nahaufnahme eines verdrehten Kupferdrahts auf neutralen pastellfarbenen Hintergrund

Radar im Überblick

Das Rohstoffradar misst die Volatilität ausgewählter Rohstoffpreise und ist damit ein Indikator für die Schwankungsbreite einzelner Rohstoffe.

Der Commerzbank Rohstoffradar

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Kupferpreis zwischenzeitlich mit Rekordhoch

Der Kupferpreis an der London Metal Exchange (LME) erreichte im Mai dieses Jahres ein Rekordhoch von etwas über 11.000 US-Dollar je Tonne. Davon hat er sich aber inzwischen merklich entfernt, im Juni rutschte er wieder unter die Marke von 10.000 US-Dollar. Gründe für den zuvor kräftigen Preisanstieg waren in erster Linie sich verbessernde Konjunkturaussichten aufgrund zu erwartender Zinssenkungen in den wichtigsten Wirtschaftsräumen. Zudem zeichnete sich ab, dass die Politik im wichtigsten Produktions- und Absatzmarkt China ihre Stimulierungsmaßnahmen verstärkt, um einer besorgniserregend schwachen Binnennachfrage entgegenzuwirken. Außerdem standen zunächst die sehr kurzfristigen Angebotsaussichten in China im Fokus. So waren zu Beginn des Jahres die Gebühren für die Verarbeitung von Kupfererz seitens der chinesischen Schmelzen eingebrochen, was als Zeichen für eine Knappheit an Rohmaterial interpretiert wurde. Die großen Schmelzen des Landes kamen sogar zu einem Treffen zusammen, um Maßnahmen zur Linderung des Margendrucks zu beschließen – koordinierte Produktionskürzungen standen wohl im Raum. Aber bis zuletzt hielt sich die chinesische Kupferproduktion nah an ihrem Rekordhoch. Später wurden dann die langfristigen Angebotsaussichten häufiger als Argument für einen steigenden Kupferpreis angeführt.

Die Internationale Energieagentur IEA warnt in ihrem Bericht zu kritischen Mineralien vor Engpässen bei der Primärproduktion. So seien derzeit nicht mehr so viele bedeutende (Minen-)Projekte in Planung. In ihren Projektionen geht die IEA davon aus, dass die Minenproduktion bereits im Jahr 2026 ihr Maximum erreicht und danach zu fallen beginnt. Die Probleme sind altbekannt: abnehmender Erzgehalt in den bestehenden Minen wie auch operationelle sowie politische Herausforderungen. Die Behörde stuft deshalb das Risiko eines Rohmaterialmangels hoch ein, was die von ihr unterstellte Ausweitung bei der Metallproduktion infrage stellt. Dem Sekundärangebot, das heute etwas weniger als 20 Prozent der Kupfernachfrage deckt, kommt künftig eine immer wichtigere Rolle zu, um Angebotsengpässe zu vermeiden. Ein Vorteil des Kupfermarkts ist derweil, dass die Struktur der bedeutenden Produzenten diversifizierter ist als bei anderen wichtigen Metallen. Dies begrenzt Angebotsrisiken bei eventuellen Produktionseinschränkungen in wichtigen Produzentenländern, sei es aufgrund operativer Probleme oder (geo)politischer Entwicklungen.

Kupfer-Preis in EUR je Tonne

Die IEA geht davon aus, dass die Kupfernachfrage aufgrund der Energiewende mittel- bis langfristig deutlich wächst. Hier spielt vor allem ein steigender Kupferbedarf für den Ausbau des Stromnetzes eine Rolle. Im Net-Zero-Szenario, in dem alle eigentlich notwendigen Maßnahmen umgesetzt werden, um bis 2050 den CO2-Ausstoß im Energiesektor auf null herunterzufahren, ist die Nachfrageschätzung der IEA allein für diesen Bereich rund 20 Prozent höher als im sogenannten Announced Pledges Scenario (APS), in dem alle bereits angekündigten politischen Pläne umgesetzt werden. Sollte die Nachfrage „nur“ so stark wachsen, wie im APS unterstellt, dürfte der Kupfermarkt im Jahre 2030 laut IEA noch ausreichend versorgt sein – wohl auch dank eines deutlichen Anstiegs des Sekundärangebots. Anders sieht es aus, wenn die Regierungen ihre Bemühungen zur Energiewende deutlich steigern. Im Net-Zero-Szenario würde dann laut IEA ein Angebotsdefizit drohen. Ob und wie stark sich der Kupfermarkt einengt, hängt demnach stark von den politischen Impulsen in Sachen Energiewende ab.

Alles in allem stützt die Analyse der IEA unsere Einschätzung, dass die Kupferrallye jüngst zu weit gelaufen war. Denn es ist keinesfalls garantiert, dass es langfristig zu massiven Angebotsproblemen kommen wird, auch wenn die Risiken sicherlich hoch sind. Der deutliche Preisanstieg bis Mai dürfte aber eine mittel- bis langfristige Angebotsausweitung unterstützen. Wir sehen den Preis Ende des Jahres bei 9.800 US-Dollar je Tonne.

Quelle: Commerzbank Research 04.07.2024